Definitiv eine Alternative zu Bali – Lombok!
1 08 2012Nachdem uns die Fähre nach knapp 4-stündiger, komfortabler Überfahrt auf Lombok ausgespuckt hatte, wurden wir mit dem Minibus zu unserem gebuchten Homestay in Lomboks bekanntesten Touri-Ort Senggigi gebracht.
Lombok ist Teil der Kleinen Sunda-Inseln und befindet sich in der Provinz Nusa Tenggara Barat in Indonesien. 2,4 Einwohner leben auf der Insel, wovon 85 % zur ethnischen Gruppe der Sasak gehören und der Rest Balinesen und Minderheiten von Chinesen, Arabern, Javanern und Sumbawanesen sind. Die Sasak gehören dem Islam an, dh der größte Prozentsatz der Einwohner Lomboks sind Moslems. Trotz der unterschiedlichen Religionen sind die Sasak eng mit ihren Nachbarn auf Bali verbunden, und Lombok wird oft als die „kleine Schwester“ Balis bezeichnet.
Im Indah Homestay wurden wir zu unserer Überraschung von einer Holländerin begrüßt, die das Homestay zusammen mit ihrem indonesischen Mann leitet. Wer der besagte Mann war, konnten wir während unseres sechstägigen Aufenthalts dort allerdings nicht identifizieren, da im Haus der Familie ca. 5 unterschiedliche Männer aus und eingingen ;-). Unser Zimmer war diesmal super einfach – das Bad mit Hocktoilette und ohne Waschbecken. Auch hier sind wir ja bereits einiges gewöhnt, aber ein fehlendes Waschbecken war eine Premiere. Im Budget-Bereich scheint das jedoch Standard auf Lombok zu sein, denn wir schauten uns ein weiteres Homestay an und dort wurde ebenfalls auf den Einbau eines Waschbeckens verzichtet. Aber es geht alles und so wurde eben die Duschbrause zu allem benutzt, was sonst der Wasserhahn erledigt.
Die ersten Tage auf Lombok vertrieben wir uns mit Moped-Spritztouren und bemerkten schnell, dass Lombok eine wahnsinnig schöne Insel ist und ohne Probleme mit Bali konkurrieren kann. Der größte Teil der Insel ist Bergland und aufgrund Lomboks vulkanischen Ursprungs gibt es natürlich auch hier einen Vulkan. Der Gunung Rinjani ist mit 3.726 Metern der zweitgrößte in Indonesien.
Die Küste ist traumhaft, es gibt lange weiße, palmengesäumte, einsame Sandstrände, die man auf Bali in dieser Form vergeblich sucht. Fährt man die Küstenstraße von Senggigi Richtung Norden, wird man mit atemberaubenden Ausblicken auf das Meer und die drei Gili-Inseln belohnt. Wir waren beeindruckt von den vielen tollen Ausblicken auf die See und die drei Inseln, die sich wie Perlen aneinander reihen.
Ein weiteres Highlight Lomboks ist, dass man von den Stränden in und um Senggigi bei gutem Wetter den Vulkan Gunung Agung auf Bali sehen kann. Am Horizont erhebt sich dann ein fast symmetrischer Vulkankegel, neben dem am Abend die Sonne im Meer versinkt. So ein Matterhorn am Horizont ist schon irgendwie ein surrealer Anblick und definitiv etwas ganz Besonderes.
Während unserer ersten Tage erkundeten wir auch die Gegend um Lomboks Hauptstadt Materam etwas weiter südlich von Senggigi. Wir besuchten den wichtigsten Tempel Lomboks, den Pura Lingsar, in dem zwei Religionen – Hinduismus und Wetu Telu, die frühere Religion der Sasak, bevor sie zum Islam konvertiert sind, unter einem Dach vereinigt sind.
In Materam befindet sich sogar ein kleines Shoppingcenter, wo wir uns mit Nutella (ohne selbiges geht das momentane Einheitsfrühstück bestehend aus Bananen-Pancake oder Toast gar nicht!) und diversen anderen Dingen eindeckten, die wir für das bevorstehende Trekking zum Vulkan Rinjani benötigten.
Kultur stand in Senggigi ebenfalls auf dem Programm – als wir dort waren fand gerade ein Festival inklusive eines Strassenumzuges statt, wo sich die einzelnen Provinzen Lomboks präsentierten. Die schönen Kleider und lustigen Tänze waren bei Eisbecher und Eiskaffee auf jeden Fall sehr nett anzusehen!
Nach drei entspannten Tagen in Senggigi wurde es Ernst und wir wurden bereits um fünf Uhr morgens abgeholt und zum Ausgangspunkt des Trekkings zum Vulkan Rinjani gebracht.
Buchen kann man verschiedene Arten von Touren, bei der Beliebtesten quält sich der willige Wanderer drei Tage und zwei Nächte bis zum Gipfel des Vulkans. Wir entschieden uns lediglich für die 2 Tage/1 Nacht-Tour, da es uns vor allem darum ging, denn besten Ausblick auf den Krater und See zu haben, um alles perfekt auf Foto festhalten zu können. Die Tour zum Rinjani bieten Unmengen von Agenturen an, jedoch wollten wir bezüglich Campingausrüstung nichts dem Zufall überlassen und buchten deshalb zwei Tage vor Start telefonisch bei Rudy Trekking, über den bei Tripadvisor viel Gutes berichtet wird und wir uns diesem Lob im Nachhinein anschliessen können – hat alles super geklappt und auch Guide, Träger, Ausrüstung und Essen waren nett, stark, in Ordnung, lecker und mehr als ausreichend (ehrlich gesagt hatten wir das Gefühl, die wollen uns da oben mästen – jede Mahlzeit hätte für mind. 4 Leute anstatt nur uns zwei gereicht!).
Gegen 8 Uhr gings los, unser Team bestand (leider) nur aus uns beiden Hübschen, unserem Guide und zwei Trägern, die die komplette Campingausrüstung, das Essen, Wasser und Kochuntensilien jeweils in zwei Körben, gebunden an eine Bambusstange, und diese über die Schulter gelegt, nach oben schleppten. Die Ladung jedes Trägers wog um die 25 Kilo, und wir fragten uns, wie die wohl damit den Berg hochkommen würden bzw. wie lange wir oben auf sie warten müssten..
Der Weg zum Kraterrand auf über 2600 Metern ist insgesamt 9 Kilometer lang – klingt erstmal nicht viel aber das Ganze hat es in sich. Insgesamt muss man ca. 2000 Höhenmeter uberwinden und es wurde immer steiler und steiler, bis wir auf den letzten Kilometern der Strecke jede 10 Schritte einmal kurz anhalten und tief durchatmen mussten, bevor wir weiter laufen konnten. Die Träger mit ihren 25 Kilo-Körben hatten uns spätestens dann schon lange überholt und wir konnten wirklich nur staunen, was die Kollegen für eine Kondition haben. Wahnsinn!! Dabei wird auch noch gescherzt und gelacht und bei jeder kurzen Pause odern während des Aufstieges ne Kippe geraucht. Das Tragen von Trekkingschuhen – Fehlanzeige! Mal abgesehen davon, dass sich die meisten der Träger feste Schuhe leider gar nicht leisten können, laufen fast 100 % der Träger und viele Guides mit FlipFlops den Berg hoch – ohne einmal zu stolpern oder auszurutschen. Wir waren wirklich sprachlos über diese Ausdauer, Kondition und Trittfestigkeit!
Und wir wussten natürlich vorher, dass es anstrengend wird – aber das es für uns soo anstrengend werden würde, hätten wir nicht für möglich gehalten!
Leider hatten wir am Aufstiegstag totales Pech mit dem Wetter. Schon beim Mittagsessen gab es einen ordentlichen Schauer und je weiter höher wir kamen, umso nebeliger wurde es. Wir hofften bis zuletzt, dass wir auf dem Kraterrand die Wolken bzw. den Nebel hinter uns lassen würden, aber oben angekommen war inmitten der Suppenküche vom Kratersee, Vulkankegel und Gipfel nichts zu sehen, obwohl wir nur einige Meter vom See entfernt campierten. Aber der Wettergott war wieder einmal gnädig mit uns – bereits früh in der Nacht klarte es auf und wir hatten bei fast Vollmond eine spektakuläre Aussicht. Die entschädigte uns wenigstens schon mal für die eisige Kälte in der restlichen Nacht, in der wir bibbernd in unseren viel zu dünnen Schlafsäcken lagen und hofften, der Morgen würde ganz schnell anbrechen….
Gegen 5.30 Uhr war es dann soweit und wir wurden zum Sonnenaufgang geweckt. Der Himmel war wolkenfrei und das Panorama bzw. die Morgen-Stimmung, die sich uns bei Sonnenaufgang bot, war spektakulär und entschädigte doppelt und dreifach für alle Strapazen und kalten Füße.
Nach dem Frühstück machten wir uns bereits wieder auf den Weg nach unten und das war zeitlich auch ok, denn mittlerweile waren Wolken aufgezogen, die den Kratersee verdeckten. Der Weg nach unten zog sich ewig hin, und die ungewohnte, ständige Abwärtsbewegung spürten wir irgendwann auch arg in den Oberschenkeln.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von unseren Helden, den Trägern und natürlich von unserem Guide, ging’s zurück ins Homestay nach Senggigi und die anschließende Dusche war wohl das Zweitbeste am ganzen Tag ;-)…
Zum Restaurant fürs Abendessen haben wir uns später eher geschleppt als geschlendert und am nächsten Morgen wachten wir beide mit dem wohl schlimmsten Muskelkater seit dem Japan-Test im Sportunterricht der Schule auf. Au-a!
Gut, dass wir uns an diesem Tag nicht weiter bewegen brauchten, denn wir fuhren gute 2 Stunden in den Süden Lomboks nach Kuta, dem zweitgrößten Touristenzentrum nach Senggigi, was gegen selbiges jedoch wie Weida im Vergleich zu Berlin daherkommt. Ok, der Vergleich hinkt ein wenig – wohl eher wie Gera gegen Weida: nix los bis gar nichts los! Als wir in Kuta zum Strand fuhren, waren wir erstmal geschockt, denn es sah mega-dreckig aus, überall Müll wie leider so oft in Indonesien und von einem schönen Strand keine Spur. Einige hundert Meter weiter wurden wir dann fündig und genossen den Blick auf die spezielle und sehr schöne Küste Kuta’s. Abgestiegen sind wir in Yullis Homestay, einem total netten und schönen Hotel geführt von einem Neuseeländer, Mike, und seiner indonesischen Frau Yulli, die sich wirklich rührend um ihre Gäste kümmern und ohne Zweifel verdient den tripadvisor Traveller’s Choice Award für 2012 gewonnen haben. Absolute Empfehlung also!
Unsere fünf Tage in Kuta verbrachten wir vor allem mit dem Erkunden der Strände westlich und östlich von Kuta, die vor allem im Westen nur über eine höchst abenteuerliche Holperpiste erreichbar sind. Aber auch hier wird, wie so häufig im restlichen Lombok, gerade gebaut und in einigen Jahren sieht es hier bestimmt schon ganz anders aus – neue Straße, Pauschal-Hotels – gut, dass wir noch das jetzige Lombok kennengelernt haben, bevor es von Touristen überschwemmt wird. Leider hat uns in den Tagen im Süden das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht – wir hatten einen Regentag und ansonsten viele Wolken und wenig Sonne. Nur am ersten und letzten Tag ließ diese sich über weite Strecken blicken und wir nutzten die kurze Zeit besonders intensiv, um die Strände von ihrer besten Seite abzulichten.
In der Nähe von Kuta besuchten wir zudem ein traditionelles Sasak-Dorf. In Sade hat uns ein Guide herumgeführt und viel Interessantes über das traditionelle Leben erzählt, wobei auch hier bereits das schnelle Geld der Touristen Früchte getragen hat und schon lang nicht mehr alles so ursprünglich ist wie es den Anschein haben soll… Aber was soll’s: Wir haben den Besuch genossen, Neues gelernt und einige gute Fotos geschossen.
Am 18.07. nahmen wir Abschied von dem schönen Homestay und ihren freundlichen Inhabern und fuhren zusammen mit einem sehr netten holländischem Pärchen, Krijn und Femke sowie ihrem 11- Monate altem Baby Jibbe erneut in den Norden Lomboks in die Hafenstadt Bangsal, wo wir auf die Gilis übersetzen.
Lombok hat uns mit seiner Schönheit wahrlich überrascht und wir hatten eine tolle Zeit auf der Insel. Das Trekking zum Vulkan Rinjani war definitiv ein Highlight unserer bisherigen Reise und eine einmalige Erfahrung, die wir wohl nicht nur wegen des höllischen Muskelkaters danach ewig in Erinnerung behalten ;-)!
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